Wirtschaftlichkeit / Kosten

Die Bahnstrecke zwischen Etzwilen und Singen wurde 1875 gebaut und war in den vergangenen knapp 130 Jahren ihres Betriebs nie rentabel. Aus diesem Grund wurde der Personenverkehr bereits 1969 eingestellt, die Strecke sollte vor ca. 15 Jahren endgültig entwidmet und abgebaut werden. Der Kauf der Strecke durch einen Zusammenschluss von Eisenbahnliebhaber führte dazu, dass der geplante Rückbau nicht stattgefunden hat und die Strecke für den Museumsbahnbetrieb von ehrenamtlichen Helfern erhalten wird.

Die Eigentümer des Streckenabschnitts Rielasingen- Etzwilen befürworten eine Reaktivierung, betonen jedoch auch, dass sie den Betrieb und die notwendigen Sanierungen für einen regulären Bahnbetrieb – vor allem an den Brücken, den Bahnübergängen und in Punkto Lärmschutz – nicht finanzieren können. Hier ist ihrer Ansicht nach die öffentliche Hand gefragt.

Wer die „öffentliche Hand“ genau sein soll, ist bislang nicht bekannt. Die Kommunen an der Strecke, der Kanton Thurgau oder gar das Land BW?

Dieses bezuschusst momentan zwar den Ausbau stillgelegter Bahnstrecken, Verkehrsminister Hermann betont jedoch, dass das Programm ein ernsthaftes Interesse von kommunaler Seite an einer Reaktivierung voraussetzt: „Hierzu gehört auch die Bereitschaft, die kommunalen Eigenmittel im Rahmen der Infrastrukturförderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) zu leisten und bei einem späteren Betrieb die Betriebskosten zu tragen“.Im Klartext, Fördergelder gibt es nur für den Ausbau! Wobei der immer wieder genannte Prozentsatz von 96 % nur unter Idealbedingungen und in Verbindung mit einer Elektrifizierung erreicht werden kann.

Bei der Strecke Singen – Etzwilen, die nicht elektrifiziert werden soll, werden sich die Kommunen mit rund 20% an den Kosten am Ausbau beteiligen müssen. Und nur mal so am Rande, auch die 80% Fördergelder sind im Grunde nichts Anderes als unser Steuergeld.  

Viel entscheidender bei der Betrachtung der Kosten sind jedoch die jedes Jahr anfallenden Betriebskosten. Wer soll diese finanzieren?

Diesen Punkt gilt es zu klären, da hier jährlich mehrere Millionen anfallen können.

Abschließend bleibt noch die Frage: Wer erklärt sich bereit, die Kosten für den Ausbau und den Betrieb auf dem Streckenabschnitt in der Schweiz zu tragen? Dieser Abschnitt von Rielasingen nach Etzwilen kommt laut der vom Land BW in Auftrag gegebenen Potenzialanalyse auf etwa. 130 Zustiege am Tag, also durchschnittlich 3-4 Fahrgäste pro Fahrt auf der gesamten Strecke!!

Wer möchte eine Bahnstrecke von ca. 10 km Länge mit zum Teil sanierungsbedürftigen Brücken ausbauen, bei der schon allein die Lohnkosten der Lokführer die gesamten Einnahmen durch den Fahrkartenverkauf deutlich übersteigen? Der deutsche Steuerzahler sicher nicht!