Wer würde bei einer Reaktivierung profitieren?

Finanziell

Eigentümer der Bahnstrecke von Etzwilen bis Rielasingen ist die Stiftung SEHR&RS in Hemishofen. Der Streckenabschnitt Rielasingen-Singen gehört der Stadt Singen und wird aktuell von der Stiftung SEHR&RS für den Musemsbahnbetrieb gepachtet.

Der Förderverein Museumsbahn Rielasingen-Singen mit dem Rielasinger Bürgermeister Ralf Baumert als stellv. Vorstand ist direkter Förderer der Stiftung SEHR&RS auf deutschem Gebiet und vertritt deren Interessen.

Die Bahninfrastruktur bestehend aus Weichen, Brücken, Signalisationen, Bahnübergängen etc. wurde seit der Stilllegung 1996 nicht mehr saniert (Ausnahme: Bahnbrücke Doktor-Fritz-Guth-Strasse 2012 und der Lückenschluss beim Volksbank-Kreisel in Singen 2019). Der Zustand der gesamten Bahnstrecke wird trotz der Pflege durch die Mitglieder der Museumsbahn von Jahr zu Jahr maroder. Allein schon der Bewuchs des Gleisbetts schreitet unaufhörlich voran, weshalb bei einer Reaktivierung regelmäßig Glyphosat zum Einsatz kommen wird. Es ist also eine Frage der Zeit, wie lange die Stiftung den Museumsbahnbetrieb ohne eine millionenschwere Sanierung noch aufrechterhalten kann.

Bei einer Reaktivierung würde der Löwenanteil einer Vollsanierung vom Steuerzahler finanziert. Selbst das aufwändige Mähen würde entfallen, wenn der Bahnbetreiber den Bahnkörper mittels Pestiziden für einen laufenden Bahnbetrieb reinigt. Gleichwohl möchte die Stiftung SEHR&RS aber auf jeden Fall Eigentümerin des Streckenabschnittes Etzwilen-Rielasingen bleiben.

Aus Sicht der Stiftung ist dieser Schachzug nachvollziehbar und clever, sie haben die Strecke vor dem Abbau bewahrt und sehen nun eine Möglichkeit, sie auch vor dem Verfall zu bewahren. Betrachtet man das Ganze aber aus Sicht des Steuerzahlers, saniert man auf eigene Kosten etwas, worauf man keinerlei Besitzansprüche hat.

Das starke Interesse der Museumsbahnbetreiber an einer regulären Bahn auf ihrer Strecke ist verständlich, allerdings müssen bei einer Reaktivierung die Interessen und Bedürfnisse aller Parteien berücksichtigt werden!

Als Fahrgast

Das nach einer Reaktivierung einzelne Bürger einen verbesserten Anschluss zum Bahnhof Singen haben, mag durchaus der Fall sein. Die Masse der Fahrgäste, vor allem Pendler und Schüler, sind jedoch weiterhin mit einem gut funktionierenden und flexibleren Busbetrieb mit zahlreichen Haltestellen und einer engeren Taktung weitaus besser bedient! Auch die Anbindung zu den weiter entfernten Städten Schaffhausen, Winterthur, Frauenfeld und Kreuzlingen würde sich durch eine Reaktivierung nicht verbessern. Derzeit braucht man beispielsweise von Rielasingen über Singen nach Schaffhausen 36 Minuten incl. Umsteigezeit, würde man mit der Bahn von Rielasingen aus in 25 Minuten nach Etzwilen fahren können, ergäbe sich schon ohne Umstieg eine reine Fahrzeit von 50 Minuten! Für die anderen Städte sind die Verbindungen ähnlich unattraktiv.