Mangelnde Transparenz
Spätestens seit Corona haben die Bundes- und Landespolitiker bemerkt, dass Entscheidungen nur Sinn machen, wenn sie von der Breite der Bevölkerung verstanden und akzeptiert werden. Dieses Verständnis kann man wiederum nur durch Transparenz erwirken. Auf kommunalerEbene scheint sich diese Einsicht noch nicht überall durchgesetzt zu haben. Der Bürger soll nicht mitentscheiden, sondern darauf hoffen, dass die entsprechenden Amtsträger schon das Richtige veranlassen werden.
Diese Art Politik ist nicht mehr zeitgemäß. Daher fordern wir mehr Transparenz auch auf kommunaler Ebene!
Bislang wurden Informationen immer nur scheibchenweise herausgegeben und dann auch nur solche, die für eine gewünschte Reaktivierung sprechen. Von den örtlichen Medien werden die Meinungen der Befürworter 1:1 ungeprüft als Fakten präsentiert. Nachweisbare Fakten hingegen, welche wir mit Verweis zu den Quellen den Medien zusenden, werden als Meinungen der Bahngegner abgestempelt und in die Verschwörungsecke gestellt.
Seriöser Journalismus mit Faktencheck sieht anders aus. Möchte man es sich bei den hiesigen Politikern etwa nicht verscherzen?
Apropos Fördergelder: Auch der Ausbau von Radwegen wird zurzeit stark gefördert. Wieso gibt es keine Bemühungen in diese Richtung? Eine Radunterführung an der Hauptstrasse auf Höhe der Aachinsel würde den Fahrradweg deutlich sicherer und attraktiver machen und umweltfreundliches Pendeln mit dem Rad erleichtern.
Als die Analyse zum Fahrgastpotenzial veröffentlicht wurde, schien diese die Reaktivierung erst mal zu stützen. Schließlich befindet sich die Strecke in Kategorie B, hat also ein hohes Nachfragepotenzial. Dass die Teilstrecke Rielasingen – Etzwilen nur in die letzte, nicht förderungswürdige Kategorie D fällt, wird nicht erwähnt. Ca. 130 Fahrgäste am Tag klingen nicht gut, dann lieber mit 2670 Zustiegen argumentieren. Bei der Berechnung dieser Zahl wird davon ausgegangen, dass Personen aus bis zu 3 km Entfernung die Bahn nutzen. Sollte die Busverbindung bestehen bleiben, ist dies stark zu bezweifeln. Warum sollte jemand, der beispielsweise beim Worblinger Naturbad wohnt, die Bahn nutzen, anstatt 150 Meter zum Bus zu laufen? Die Zahl von 2670 Zustiegen, also rund 1400 Pendlern und Schülern, kann nur erreicht werden, wenn der Bus abgeschafft wird und die Bahn preislich sehr attraktiv ist.
Auch den Lärmschutz will man aus Kosten- und Zeitgründen möglichst umgehen und lässt prüfen, ob dieser überhaupt erforderlich ist. Dabei ist der Lärmschutz nicht umsonst eines der Hauptziele der Landesregierung. Aber mit 4 Meter hohen Lärmschutzwänden in den Ortschaften wirkt die Bahn nicht mehr so schön und die Aussicht ist für die Museumsbahnfahrgäste auch nicht mehr so malerisch.
Zu guter Letzt noch ein Hauptkritikpunkt zum Thema Transparenz:
Es wird immer wieder gerne betont, die Kommune habe keinerlei Einfluss auf die Reaktivierung. Das stimmt natürlich nicht, das Land BW veranstaltete im 4. Quartal 2018 ein Beteiligungsverfahren, in dessen Rahmen seitens der kommunalen Gebietskörperschaften und Verkehrsbände Vorschläge für die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken gemacht werden konnten. Hier wurde auch die Strecke Singen – Etzwilen vorgeschlagen. Weiterhin betont das Land, dass es ein ernsthaftes Interesse auf kommunaler Ebene braucht verbunden mit der Bereitschaft, die anfallenden Betriebskosten zu zahlen. Dieses starke Interesse wird vor allem von unserem Bürgermeister Herr Baumert immer wieder betont, ohne dass der Gemeinderat oder die Gemeinde hierzu Stellung nehmen konnten. Gleichzeitig teilte die Gemeinde noch im Frühjahr 2020 Kaufinteressenten für die an der Bahn liegenden Grundstücke mit, dass derzeit keinerlei Anzeichen für eine Reaktivierung bekannt seien und lediglich 4 x im Jahr die Museumsbahn die Strecke befährt. Wenn die Bahn so viele Vorteile für die BürgerInnen bringt, hätte man doch von Anfang an mit offenen Karten spielen können!