Der Personenverkehr auf der Bahnstrecke Singen-Rielasingen-Ramsen-Hemishofen-Etwilen wurde bereits vor über 50 Jahren eingestellt, da er in seiner gesamten Betriebsdauer immer ein Minusgeschäft war. Der Güterverkehr wurde 1996 (Deutscher Streckenabschnitt) bzw. 2004 (Schweizer Streckenabschnitt) ebenfalls eingestellt, die SBB verkaufte hieraufhin die gesamte Strecke an die Gründer einer Museumsbahn.
Eine vom Land BW in Auftrag gegebene Analyse zum Potenzial stillgelegter Bahnstrecken prognostiziert der Strecke Singen – Etzwilen eine Einsteigerzahl von 2670 am Tag. Aus dieser Analyse geht klar hervor, dass lediglich die Teilstrecke Singen – Rielasingen ein hohes Nachfragepotenzial hat. Die Strecke von Rielasingen bis Etzwilen fällt weit abgeschlagen in die letzte Kategorie.
Der Streckenabschnitt zwischen Singen und Rielasingen wird indes längst durch ein leistungsfähiges Busangebot bedient, die prognostizierten Einstiege würden nur beim Wegfall dieser Busse erreicht. Auch Stein am Rhein ist durch den Bus bereits im Stundentagt angebunden.
Jetzt aber sollen Millionen an Steuergeldern investiert werden, um die Bahnstrecke zu reaktivieren und den gut ausgebauten Busverkehr zu gefährden.
Wir fragen uns daher:
Ist diese Reaktivierung ein Zugewinn oder ein Nachteil für die BürgerInnen?
Stehen Kosten und Nutzen in einem vernünftigen Verhältnis?
Ist das Konzept wirklich umweltfreundlich und zukunftsfähig?
Gibt es bessere Alternativen?
Warum werden die BürgerInnen nicht beteiligt?
Zu diesen Fragen haben wir recherchiert und sind zu folgenden Ergebnissen gekommen:
• Verschlechterung des ÖPNV
Die Bahn soll die Buslinien 402 und 7349 ersetzen!
Statt schnell erreichbarer Bushaltestellen gäbe es nur noch wenige Haltepunkte. Jeder, der nicht direkt am Haltepunkt wohnt, müsste dann umsteigen. Die Fahrzeit würde sich dadurch nicht verkürzen.
Der ÖPNV würde letztlich nicht attraktiver, sondern für Viele sogar unattraktiver werden, Optimierungen der Bus- und Radverbindungen sind deshalb die bessere Alternative zur Bahn!
• Hohe Kosten
ÖPNV auf der Schiene ist wesentlich teurer als gleichwertiger Busverkehr, allein die Baukosten für die Teilreaktivierung bis Ramsen würden min. 28,5 Mio. betragen, für die ganze Strecke würden sich die Kosten sogar nahezu verdoppeln. Brückensanierungen und Lärmschutz sowie Planungskosten sind in diesen Kosten noch gar nicht enthalten und verteuern das Projekt noch mehr.
Das Geld würde für die Sanierung einer Stecke ausgegeben, die sich zum Großteil im Privateigentum einer Schweizer Stiftung befindet.
Diese Kosten stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen, auf dem gesamten Abschnitt Rielasingen – Etzwilen werden z.B. keine 150 Fahrgäste am Tag prognostiziert!
Auch ist nicht geklärt, wer die Betriebskosten trägt.
• Mehrheitliche Ablehnung
Die Strecke ist grenzüberschreitend und gehört auf der Gemarkung Singen der Stadt Singen und ansonsten der privaten Stiftung SEHR&RS aus der Schweiz. Diese komplizierte Konstellation erfordert gemeinsames Handeln. Die Schweizer Kantone und Gemeinden lehnen das Projekt jedoch vehement ab, da sie die Reaktivierung nicht für zielführend erachten. Auch der Landkreis Konstanz möchte sich nicht beteiligen. Singen und Rielasingen-Worblingen haben bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie 2024 beide betont, dass eine einzelne Gemeinde das Projekt nicht im Alleingang angehen wird. Diverse Gemeinderäte hatten 2021 bei der Abstimmung für die Machbarkeitsstudie dahingehend Bedenken geäußert.
• Umweltschädlich
Die Strecke wird momentan nur wenige Male im Jahr von einer Museumsbahn und einem Unterhaltszug befahren. Somit konnte sich die Natur in den letzten Jahren den Bahndamm „zurückerobern“. Hauptsächlich dadurch, dass die Bahnstrecke nicht mehr mit Glyphosat gesäubert wird und tägliche Erschütterungen Tiere nicht mehr verscheuchen, haben sich an dem kilometerlangen Grünstreifen durch unsere Gemeinden zahlreiche Tiere, Insekten, blühende Pflanzen, Stauden und Büsche neu angesiedelt. Die Bahntrasse hat sich so zu einem wertvollen Lebensraum zurückverwandelt und muss diesbezüglich auch so eingestuft werden. Somit macht es aus ökologischer Sicht keinen wirklichen Unterschied, ob eine Bahntrasse neu gebaut oder reaktiviert werden soll. Ein Verlust von etlichen Hektar wertvollem Lebensraum wäre in beiden Fällen die Folge.
Somit muss auch bei der Frage einer Reaktivierung dieser ökologische Verlust berücksichtigt werden.
Beim Bau des Sielmann-Weiher 2017 hat sich die Gemeinde als naturverbunden und ökologisch gezeigt. Werden für diesen Verlust dann in jeder Gemeinde 10 neue Weiher angelegt?
• Staus an Bahnübergängen / Lärmbelastung
Durch den Bahnbetrieb entstehen Nachteile durch Lärm, Erschütterungen, Abgase und Rückstaus an den Bahnübergangen. So würde z.B. die Georg-Fischer-Straße in Singen beim Kreisverkehr 4x in der Stunde für mehrere Minuten gesperrt. Diese Belastungen sind angesichts des nicht vorhandenen Nutzens nicht hinnehmbar!
• Mangelnde Transparenz
Bereits 2018 wurde die Strecke für die Reaktivierung vorgeschlagen, spätestens ab 2035 sollen die Züge im Halbstundentakt fahren. Zu diesem Vorhaben wurde zunächst beharrlich geschwiegen, mittlerweile wird mit falschen Tatsachen dafür geworben. Bürgerbeteiligung sieht anders aus!
Auch das die Schweiz gegen die Reaktivierung ist, wird immer wieder geleugnet. Stattdessen werden 6-stellige Summen für Studien ausgegeben, um die Reaktivierung voranzutreiben.
Weitere Fakten und Hintergründe zu diesen Punkten finden sie unter Argumente.
Außerdem finden Sie unter Alternativen zukunftsfähige Ideen, welche bürger- und umweltfreundlicher sind.
Falls Sie auch der Meinung sind, dass es bessere Alternativen gibt, machen Sie mit!